Jahre später erzählte mein Vater mir mit sichtbarer Erheiterung von einem Zusammen­treffen mit dem DKP-Vorsitzenden Herbert Mies 1980 in Belgrad, anlässlich der Beerdigung von Josip Broz Tito. Die Bundes­tags­wahl stand bevor. Die CDU/CSU hatte Franz Josef Strauß zum Spitzen­kandidaten gekürt. Mies nahm meinen Vater beiseite und erklärte, dass die DKP an einer eigenen Kandidatur vor allem deshalb festhielte, um den Antikommunismus »auf sich zu ziehen« — gewissermaßen als Opfer zugunsten der sozialliberalen Koalition, um Schlimmeres zu verhindern. So ähnlich hatte ich mir das immer vorgestellt … Ironische Äußerungen über die »staatstragende« Rolle von DKP-Leuten hörte ich in den siebziger und achtziger Jahren von meinem Vater häufiger. Vor allem in Gewerk­schaften und Betriebs­räten bekämpften sie vermeintliche links­radikale Chaoten, die auch gemäßigten Sozialdemokraten auf die Nerven gingen. Über die Interessen, die dahinter standen, machte Brandt sich keine Illusionen.

—Peter Brandt, Mit anderen Augen, (Bonn: Verlag J.H.W. Dietz Nachf. GmbH, 2013), 149.

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