Karl-Heinz Dellwo, taz:

In den 1960er Jahren scheiterte der damalige Bundeskanzler Ludwig Erhard mit dem Versuch, die „formierte Gesellschaft“ auszurufen. Alle Einzelinteressen sollten einem „Gemeinwohl“ unterworfen werden, welches aus Sicht der Wirtschaft definiert wurde. Heute ist die „formierte Gesellschaft“ längst zur bitteren Realität geworden.

Der Name „Letzte Generation“ irritiert und ist doch zutreffend. Wenn die Menschheit ohne Dystopie überleben will, endet mit der heute lebenden Generation die alte Geschichte der Weltvernutzung. Man kann das als Epochenbruch sehen, ähnlich dem Übergang vom Mittelalter in die Neuzeit.

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Im Angriff auf die letztlich kleinen Aktionen der „Letzten Generation“ tritt auch zutage: Die, die Macht haben, möchten auch die Moral des Widerstands besitzen.

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Seit über 50 Jahren weiß jeder politisch Verantwortliche, dass das Konzept der Verwertung der Welt und die Strategie des ewigen Wachstum in eine globale Destruktion kippt. Wesentliches getan wurde nichts, es hat die meisten einfach nicht interessiert. Das ferne Desaster wird getoppt vom unmittelbaren Interesse nach Fortsetzung des Bestehenden. Alle Versprechen, gegen die in Gang gesetzte Zerstörung vorzugehen, blieben rhetorisch. Das System setzt auf integrative Verdauung des Protests und kennt hier seinen Erfolg.

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